Der traurige Tod in der Tonne

Es passiert ganz unbedacht, denn es wurde nicht nachgedacht. Ein schleichender Tod lauert womöglich auch in unserem Garten. Aber das muss nicht sein! Allzu leicht wird man leichtsinnig, bequem und gedankenlos. Vielleicht auch ein bischen nachlässig. Und so nimmt vermeidbares Leid seinen traurigen Lauf...
Beginnen wir mit Sonnenschein:

Schönes Wetter, die Tage sind im März länger geworden und wir freuen uns sehr darüber. Es ist Gartenzeit. Endlich können wir nach Herzenslust graben und buddeln, schneiden und pflanzen. Wie herrlich ist das nur! Viele Wochen fiel kein Regen, dutzende von Tagen Trockenheit und allabendliches gießen gaben mir immer noch kein Fingerzeig: Denke an die Tiere, auch sie haben Durst.


Aber ja, das Eichhörnchen ist so putzig anzusehen, wie es direkt neben mir vertrauensvoll in einen kleinen Krug mit Restwasser niederbeugt. Seine kleinen Finger krallten sich dabei geschickt an den Rand des alten Tontopfes, während es kopfüber aus dem Bodensatz trinkt. Als es seinen Durst gestillt hatte und weggehuscht war, schaue ich nach, was da wohl so köstlich schmeckt, dass es diesen Kopfüber in nächster Nähe zum Menschen wert war zu wagen. Ich sehe einen Rest Wasser, altes Eichenlaub und einen Bodensatz mit Erde, darüber etwas Restwasser. Hm, denke ich mir, das "Eichenwasser" schmeckt für das Eichhörnchen wohl so köstlich wie für manch einen der Burgunder. Das Schauspiel wiederholte sich am Tag darauf erneut, als ich am Morgen draussen frühstückte.


Schande über mich! Solcherart verspielte Gedanken und die Wahrheit funkte nicht in meinem Hirn Alarm! Denn seit Wochen gieße ich die Blumen, aber an die Tiere habe ich nicht gedacht. Wo sollen sie trinken, wenn es doch so trocken ist?!

Die Eichhörnchen, wendig und schlau, entdecken schnell die Stellen, wo es reichlich Wasser gibt: Die prall gefüllten, unabgedeckten Regentonnen! Geschickt klammern sie sich jeden Tag am Rande der Tonne und gelangen so mühelos an das nötige Wasser. Doch der Mensch holt auch sein Wasser aus der Tonne und gießt den Garten. Und so muss sich das Tierchen jeden Tag, ein wenig nur, tiefer zum Wasser beugen.


Das ist doch wie mit dem Frosch, der ja sofort aus dem heißen Kochtopf springen würde. Erhitzt man das Wasser aber nur nach und nach, gewöhnt er sich daran. Bis es ihm dann doch zu heiß wird, aber dann ist es bereits zu spät. Und auch wir Menschen kennen das Phänomen an uns selber. An wieviel Quatsch haben wir uns in letzter Zeit gewöhnt, gewöhnen müssen?! Vom Genderwahnsinn über teils irrwitzige Gesundheitsmassnahmen, von Politikvertretern, fast selbstverständlich ohne Abschluss bis hin zu neuen Redewendungen und Regeln. Hätten wir das alles auf einmal, sagen wir in den 80er Jahren "aufgebrummt" bekommen, wäre ein klares NEIN die Reaktion auf all dies (und mehr) gewesen. So aber, in Salamitaktik scheibchenweise verabreicht, hat sich der Widerstand bei vielen überhaupt nicht regen können. Man fügt sich halt bis zum Untergang: "Es ist ja noch nicht soo schlimm."


Ebenso tut dies das Eichhörnchen. Es reckt und streckt sich jeden Tag nur ein bischen mehr, um an das lebensnötige Nass zu kommen. Vielleicht sind sogar zwei der putzigen Tierchen im Wettstreit und mit gehörigem Durst in der Kehle? Wer gelangt tiefer und kann mehr trinken? Futterneid kommt noch hinzu und plums, ist es passiert. Das erste Hörnchen rutscht ab, das zweite mag ihm möglicherweise noch geholfen haben, rutscht ebenfalls ab - und jetzt sind beide in der für sie tödlichen Tonne gefangen. Die Wand zu rutschig, die Tierchen in plötzlicher Panik. Was für ein Drama - mir kommen die Tränen.

(Symbolbild)

Und darum schreibe ich dies, es ist nämlich, irgendwo in den sinstorfer Gärten, wirklich passiert. Das! - wäre alles nicht passiert, würde der mitgelieferte Deckel ordnungsgemäß auf der Tonne liegen, oben am Rande fest abschließend. Leider liegt der Deckel bei manchen Tonnen nicht richtig auf, da das Regenrohr ja in die Tonne ragen muss. Bitte, bitte: Wenn Ihr auch so eine Tonne habt, nehmt ein scharfes Messer, oder sägt den Teil aus dem Deckel, wo das Rohr hineingeht und haltet eure Tonnen dicht.
Und wenn ihr irgendwo beim Spaziergang eine offene Tonne sehen solltet, bittet freundlich den Besitzer um Behebung dieser Gefahrenquelle für die Tiere.

Es sollen doch die letzten goldigen Rotschöpfe gewesen sein, die so übel ertrinken mussten. Und ja, ich werde in Zukunft bei Trockenheit nicht nur an die Blumen, sondern auch an die Tiere denken, denen es täglich mehrmals nach Labsal dürstet, und ihnen einen gefahrlosen Zugang zu frischem Wasser bereithalten.

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