Vorweihnachtliches um 1930

Die Tochter des Sinstorfer Pastor Theodor Hermann Paul Freytag schreibt aus ihrer Kindheit um1930 über die Vorweihnachtszeit in Sinstorf:

 

 

 

Aus dem Lebenslauf der Margarete Anna Maria Freytag:
"Während der Adventszeit herrschte Hochbetrieb in unserer Küche. Meine Mutter setzte den Teig für die braunen Kuchen schon frühzeitig an. Er mußte längere Zeit stehen, damit die Gewürze gut durchzogen. Der zu dicken Klumpen geformte Teig wurde in große Steingutschalen gelegt, mit Tüchern abgedeckt und auf den Hohen Schrank im Flur gestellt. Wenn meine Mutter mit dem Backen begann, durften wir Kinder mithelfen. Wir rollten den Teig aus und stachen ihn anschließend mit den verschiedensten Formen aus. Weil die Bäckerei nicht an einem Tag geschafft werden konnte und in Etappen vor sich ging, hatten wir immer wieder Gelegenheit, beim Backen zu helfen und jedesmal duftete dann das ganze Haus erneut nach frisch gebackenen Weihnachtsplätzchen. Auf diese Weise ging die Zeit bis zum Fest schneller herum.

Eine Woche vor Weihnachten durften wir die Kartons mit der Dürer-Krippe vom Boden herunterholen und im "großen Saal" auspacken. Der alte Holzstall mit der Heiligen Familie und die anderen Figuren, die zur Krippe gehörten, schienen aus dem Kunstbuch meines Vaters in die Kartons gekommen sein. Meine Brüder packten die Heiligen Drei Könige mit ihren prachtvollen Gewändern und die Hirten in einfacher Arbeitskleidung aus. Den großen Verkündigungsengel mit den weit auseinandergebreiteten Armen nahm meine Mutter lieber selbst aus dem Kasten. Ich ärgerte mich, dass ich immer nur die Schafe und die Orangenbäume auspacken durfte, und stürzte mich auf den Karton, in dem ich das Kamel der Heiligen Drei Könige vermutete. Ich konnte ihn mit meinen beiden Händen nicht umfassen und er war so schwer, dass ich ihn auch nicht tragen konnte."

Nun - da wir an dieser Stelle die Original Dürer-Krippe leider nicht zeigen können, hier die russische Sandmalerei einer Krippe mit allem drum und dran - Sinstorf grüßt Russland!
 

Die kleine Margarete Anna Maria Freytag fährt fort:
"Nachdem alle Figuren ausgepackt und die leeren Kästen wieder auf dem Boden gebracht worden waren, durften wir bis zum Heilig Abend dieses Zimmer nicht mehr betreten. Hielt meine Mutter sich hin und wieder darin auf um schon etwas für das Fest vorzubereiten, raschelte es immer geheimnisvoll hinter der Tür. Wir Kinder machten uns in den folgenden Tagen auf den Weg zum Höpenwald, um Moos für die Krippe zu suchen. Diese wurde auf einer großen Platte aufgebaut, und zwischen die einzelnen Figuren wurde dann das Moos gelegt, damit es später so aussah, als ob das ganze Geschehen sich auf einer grünen Wiese mit Hügeln abspielte."

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