Das Dorf Sinstorf um 1900

Eine Zeitzeugin berichtet:

"Sinstorf war ein friedliches, und trotz der dort emsig betriebenen Landwirtschaft, ein sauberes Dorf. Die kopfsteinbepflasterte Straße war holperig und führte über die Brücke des Engelbecks zum eigentlichen Kern des Dorfes, der Tausendjährigen Kirche."

Die Zeitzeugin Gertrud Ligandt, geborene Wendt, fährt mit ihren Erinnerungen fort:

"Das Dorf war von fruchtbaren Äckern, Weiden und Wiesen umgeben, duch die sich der Engelbek schlengelte. Dieser kleine Bach entsprang in den Ellern des Weidehofes, nahm das überschüssige Wasser der Weiher auf, und nachdem er die saftigen Wiesen des Dorfes hinter sich gelassen hatte, floß er, sich verbreiternd, durch die Moorlage, um sich später in die Außenmühlenteiche in Wilstorf zu ergießen.

Die Wiesen, duch die der Engelbek seinen Lauf nahm, waren übersät mit Gräsern und Blumen vielerlei Art. Kuckuksblumen, Lichtnelken, gelbe Lilien, geflecktes Knabenkraut, Sumpfdotterblumen und andere Blumen gaben den Wiesen Fülle und Farbenpracht. Wo der Boden nicht ganz so feucht war bereiteten sich, besonders hinter dem Garten des Pastorates, Teppiche von Buschwindröschen aus, nicht zu vergessen die gelben Sternblumen und ihre weißen Schwestern, die wir als Kinder Gewitterblumen nannten. Gewitter gab es stets, wenn sich unzählige schwarze Käfer auf ihren Blüten versammelten.

Der Feldweg [Beckedorfer Straße], der sich an der Rückeite des Pastorates durch Ackerland, Wiesen und Weiden bis hin nach Beckedorf zog, wurde von farbenprächtigen Feldblumen gesäumt. Der Boden der Äcker war fruchtbar und trug gute Ernten. Auf den saftigen Wiesen, die sich rund um das Dorf erstreckten weideten die Kühe, die zum Melken durch das Dorf in die Ställe getrieben wurden. Gänse, Enten, Huhn und Hahn liefen frei herum und scharrten nach Futter.

Jeden Sonnabend wurden die Höfe und die Straßen vor den Häusern gefegt. Die Frauen im Dorfe brachten an bestimmten Wochenenden den zu Broten geformten Teig in das alte Backhaus, das unmittelbar hinter Jochens Gemüsegarten [gesprochen: Joochens] in einem Erdhügel lag. Große Bleche mit Butterkuchen wurden eingeschoben, sobald das Brot fertig gebacken und die Hitze nicht mehr so stark war. Das ganze Dorf duftete dann nach frischem Brot und Kuchen. Abends läuteten die Glocken im Turm den Sonntag ein."

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