Die Tausendjährige Kirche in Sinstorf - Historische Überlieferungen

Aus der 5 seitigen handgeschriebenen Kalligraphie, angefertigt von Gertrud Wendt, erfahren wir alles Wissenswertes zur Historie unserer Tausendjährigen Kirche in Sinstorf. Der folgende Textauszug

 

wurde unverändert vom Original übernommen. Anmerkungen dazu befinden sich in eckigen Klammern [ ], Hervorhebungen in Fett oder kursiv wurden zur leichteren Lesbarkeit vorgenommen.

Die Gemeinde Sinstorf ist bald nach dem Beginn der Reformation lutherisch geworden. Der erste lutherische Pfarrherr war Cyrios Simons / der bis 1565 in Sinstorf Pastor war und später als Superintendent und Dr. der Theologie in Hamburg gestorben ist. Zu seiner Zeit wurde in der Sinstorfer Kirche noch plattdeutsch gepredigt.

In der Zeit der Befreiungskriege [1813-1814]/ als die Russen und die Franzosen durch die Gegend kamen / wurde die Kirche von den Russen als Pferdestall benutzt. Die Einwohner der Pfarre waren in die umliegenden Wälder geflüchtet. - Den letzten Krieg 1939-45 hat die Sinstorfer Kirche / trotzdem sie von Bombentrichtern und Granateinschlägen umgeben war / bis auf eine zerbrochene Fensterscheibe und etwas Dachschaden gut überstanden.

Südostseite der Sinstorfer Kirche und hölzerner Glockenturm

Neben der Kirche steht der hölzerne Glockenturm. Er trug zwei Glocken von 1773 und 1869. Eine der beiden Glocken wurde im letzten Kriege [1933-45] eingeschmolzen. Die alte Glocke ist / wie ihre Inschrift besagt / eigentlich viel älter. Ihre Inschrift lautet:

"Nach Verlauf von 299 Jahren hat die Pfarrgemeinde zu Sinstorf aus eigenen Mitteln die vorhin Maria genannte Glocke unter Beistimmung des Herrn Amtmanns Johann Georg Brandes als Kirchenkommissar der harburgischen Inspektion und durch Fürsorge ihres Herrn Predigers Ehren Gustav Christoph Birkenbauer und derzeitigen Juraten Johann Nikolaus Rence in Marienstorff und Hein Meyer in Sinstorf am 2. Juni 1743 durch Johann Nikolaus Bieber in Hamburg umgießen lassen."

Der Friedhof / der die Kirche umgibt / wird für Beerdigungen nicht mehr gebraucht. Nur alte / halbzerfallene Grabsteine deuten darauf hin / daß ein Mitglied der Pfarre Sinstorf 100 und mehr Jahre hier ruht.

historischer Friedhof Sinstorfer Kirche

Die Kirche Sinstorf hat ungefähr ein Alter von 1100 Jahren. Der Gründer der Kirche soll der Bischof Ansgar gewesen sein. Er versuchte die Heiden zum Christentum zu bekehren und ließ in Sinstorf und Ramelsloh je eine Kirche aus Holz errichten.
Der jetzt noch erhaltene / älteste / Teil der Sinstorfer Kirche stammt aus dem 1100 Jahrhundert. 1907 wurde eine gründliche Erneuerung der Kirche vorgenommen. Beim Ausschachten für den Neubau einer Vorhalle im Westen der Kirche stieß man auf die Grundmauern eines Rundturmes aus großen Felsblöcken. Danach muß die Kirche einen steinernen Turm gehabt haben. Sie ist wahrscheinlich eine Wehrkirche gewesen.

hölzerner Glockenturm neben der Sinstorfer Kirche

Jetzt steht ein hölzerner Glockenturm neben der Kirche. - Th. Benecke schreibt 1924 folgendes über die Kirche in Sinstorf:

"Die Kirche hat im Lichten [Innenmaße] eine Länge von 29,91 Meter und eine Breite von 8,76 Meter und ist bis zum Giebelaufsatz zumeist aus rohen / im Felde gefundenen Steinen erbaut.
Am Westende ragen zwei etwa zwei Meter breite Bruchstücke aus dem gleichen Baumaterial hervor / die wahrscheinlich einem runden Turm angehört haben / da zwischen ihnen das Gemäuer ausgerundet ist. Unten sieht man an dieser Seite einen vermauerten Eingang mit Backsteinbogen / weiter hinauf / übereinander / zwei Fenster in unförmlichen Vertiefungen. In dem aus großen Backsteinen ausgeführten Giebeldreieck der Ostseite zeigen sich fünf gotische Blenden. Ein Fenster an dieser Seite ist an der Laibung mit Granit eingefaßt / jedoch mit Backsteinen spitzbogenartig überwölbt.

An der Südseite sind viele Teile in späterer Zeit aus Backsteinen erneuert und daselbst große Rundbogenfenster und Strebepfeiler angebracht.

Südseite der Kirche mit zahlreichen Erneuerungen

Die Nordseite hat in ihrer westlichen Hälfte völlig das alte Feldsteingemäuer bewahrt. Unten erkennt man daran zwei große Halbkreisbogen / als gehörten sie einer früheren Arkadenstellung an. Oben sieht man kleine Rundbogenfenster / die die alte runde Fensterform der ursprünglich wohl romanischen Bauart veranschaulichen.

Halbkreisbögen und Rundbogenfenster an der nordwestlichen Seite

Zwei größere Rundbogenfenster an der östlichen Hälfte dieser [Nord-]Seite sind mit Backsteinen eingefaßt und überwölbt.

zwei (hier eines davon) größere Rundbogenfenster an der nordöstlichen Seite


Die Kirche wird im Osten durch ein später aufgesetztes / dachreiterartiges Türmchen geziert."

Türmchen am Ostende

Die alten geschichtlichen Aufzeichnungen und Urkunden der Pfarre sind verbrannt. Zweimal brannte das Pfarrhaus ab / 1677 das erstemal und 1884 das zweitemal. Ganz wenige Aufzeichnungen einiger Pfarrherren sind noch vorhanden. Eine alte Aufzeichnung berichtet aus der Zeit der mittelalterlichen Fehden folgendes:

"Anno Die MCCCCXVI tunt eyn groth Krich upp myt deme Byscoppe von Bremen / Unde der besundern Herrschap vondeme Lande / Alsoworde de Lant vordorben / Unde besundern de Voghedie to Harborch. - Do wart Herr Hinrich von Estorpe / Karckherr to Sinstorpe vif mahle vorbrandt und beröbert. - Also toch he van Sinstorpe tho sine Fründen." [Anno 1896 gab es einen großen Krieg mit dem Bistum von Bremen. Unter der Einzel-Herrschaft aus diesem Lande und also wurde das Land verdorben. Unter der einzelnen Vogtei zu Harburg. Dort wurde dem Herrn Heinrich von Estorpe, Kirchherr zu Sinstorf, fünf Mal Feuer gelegt und beraubt.]

Ferner berichten verschiedene Aufzeichnungen über Schenkungen an die Kirche / z.B.:

"Anno Die MCCCXXXVIII [1338]. In Sute Mauricius Daghe hest Herr Dieterick Van Elstorpe geben sinnen Hoff to Varendorpe dem Kurckherrn to Sinstorpe mit aller Rechtigkeyt sunder ienicherleye Denst vor sine und siner Oelderen Memorien to ewygen tyden. Und wenn dar kümpt Michaelis Dag / schal he ghenen dem Karckherrn de Meyger VIII Hympten Rogghen / III Hympten Haveren un IIB. . . . .

Wer könnte den plattdeutschen Text ins Hochdeutsche übersetzten? Bitte in die Kommentarfunktion am Ende des Artikels schreiben, das wäre toll.

. . . . hier endet die vierte Seite, die fünfte Seite der Kalligraphie von Gertrud Wendt ist leider verschollen.

Aufzeichnungen zum Inneren der Sinstorfer Kirche (Gertrud Wendt).

Kommentare

1. Am Freitag, 26 Februar, 2021, 18:42 von Dr. Matthias Waack

Anno 1416 begann (stand auf) ein großer Krieg zwischen dem Bischoff von Bremen und der Herrschaft dieses Landes. So wurde das Land verwüstet, besonders die Vogtei Harburg. Der Herr Hinrich von Estorp (Kirchenherr für Sinstorf) erlitt fünf Mal Brände und Raubzüge. Infolgedessen zog er von Sinstorf zu seinen Freunden weg.
Am Sankt Mauritiustag 1338 hat Herr Dietrich von Elstorf seinen Hof zu Fahrendorf dem Kirchherren zu Sinstorf gegeben mit allen Rechten ohne jegliche Dienstverpflichtung (wie er und seine Vorgänger hatten) für alle Zeiten. Am Michaelistag soll er dem Kirchherren de Meyger keine 8 Humpen Roggen und drei Humpen Hafer
Mit allem Vorbehalt, ich bin Arzt und kein Historiker oder Philologe, habe aber viel mit Kirchenbücher im 16. Jahrhundert zu tun. Steht da ghenen (keinen) oder gheben (geben)?
Im Hamburgischen Staatsarchiv (Kattunbleiche) gibt es mit Sicherheit Spezialisten.

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